Las Vegas…
…mal anders: Die Seele darf baumeln!
Daniel Schröer
Sündenpfuhl, Partyhauptstadt, Hochzeitshochburg. Es gibt viele Titel, die diese Stadt in der Wüste von Nevada trägt. Aber Erholungsparadies? War mir bis dato nicht bekannt. Die bunten Lichter, lockeren Gesetze und unbegrenzten Möglichkeiten auf engstem Raum locken Millionen amüsiersüchtige Menschen aus aller Welt an. Promoter lauern an jeder Ecke, selbst die Prostituierten bieten ihre Dienste sehr viel selbstverständlicher (und mittels Visitenkarten) an, als irgendwo sonst in der westlichen Hemisphäre. Sobald es dunkel wird, blinkt die Stadt wie ein epileptisches Stroboskop und animiert zu Hektik, Party, Sorglosigkeit. Und an letzterem lässt sich anknüpfen. Sorglosigkeit war es, nach dem es uns sehnte, lateinamerikanische Strapazen wollten aus den Knochen geschüttelt werden.
Der Strip ist lang und lädt schon deshalb zu ausgedehnten Spaziergängen ein, weil man durch die vielen Ablenkungen am Wegesrand kaum merkt, wie weit man schon gelaufen ist. An jeder Ecke lauern Stärkungen in Form von Promotions - Schokolade bei Hersheys, Süßkram bei M&Ms, Coke & Co im gleichnamigen Flagshipstore, wo man darüber hinaus Überraschungspakete kaufen kann - ich besitze nun einen coolen Powerade-Rucksack. Es gibt hier mal einen Shot, dort ein Burgertasting - sie lassen sich schon etwas einfallen, um die unzähligen Menschen in eines ihrer Etablissements zu bugsieren.
Ein Risiko birgt der Strip natürlich dennoch: Wenn einem die Füße signalisieren, dass es für heute genug mit der Wanderung sei, ist man schon viel zu weit vom rettenden Ufer des eigenen Hotels entfernt. Wie gut, dass man sich in jedem Casino an einen x-beliebigen Spielautomaten mit Minimaleinsatz setzen kann, damit viel Zeit gewinnt und zudem mit Gratis-Getränken versorgt wird. Doch, für das Seelenleben kann diese Stadt auch Balsam sein, so man sie korrekt zu nutzen weiß.
Las Vegas ist so extrem auf Unterhaltung gepolt, dass schon nach kürzester Zeit etwas abfällt. Vielleicht nicht verarbeitet, aber zumindest verdrängt durch die neue Vielfalt, verbunden mit dem inneren Drang, daraus etwas passendes auszuwählen. Letztendlich haben wir es uns erstmal einfach gemacht - in unserem Oyo-Hotel ist ein Hooters untergebracht, jener Laden mit dem durch leicht bekleidete Bedienungen fragwürdigen Ruf, welcher aber über Weltklasse-Wings verfügt. Die wollten wir uns nicht entgehen lassen und haben es nicht bereut. Solltet ihr also Gelegenheit haben, einen dieser Läden zu besuchen, gebt euch einen Ruck, seht das Entertainment als Spaß an und genießt das hervorragende Essen.
So gestärkt besichtigten wir noch das New York New York, um ein wenig zu zocken und uns von der nahezu perfekten Illusion von Freiheitsstatue, Times Square und ähnlichen New Yorker Wahrzeichen begeistern zu lassen. Abends galt es natürlich, die Fountains of Bellagio zu besuchen, diese dekadent schönen Wasserspiele, deren besondere Faszination noch verstärkt wird, wenn man zwischendurch den Blick schweifen lässt und beispielsweise den in prächtigsten Farben leuchtenden Eiffelturm erspäht. Magisch, schön, es ist einfach eine unbeschreibliche Stadt.
Am Folgetag galt es, den Mietwagen am Flughafen abzuholen und so ließ ich mich morgens per Uber dorthin bringen. Der Fahrer war, wie die meisten in den USA, begeistert, einen Deutschen zu bugsieren und übermittelte mir seine Geschichte des zweijährigen Aufenthalts auf einem Stützpunkt bei Bamberg. Wie schön doch die Mädchen waren und wie gern er nochmal nach Deutschland fliegen würde. Aber das Geld.... Den perfekten Tipp hatte er auch noch, gab er mir doch mit, auf dem Roadtrip unbedingt eine Filiale von "In´n´Out-Burger" zu besuchen. Das merkte ich mir und berichte euch beizeiten. Die Fahrzeugübernahme verlief, wie bei Alamo meist, reibungslos. Selbst die Fehlermeldung des Terminals konnte von der netten Dame unmittelbar aufgelöst werden - wir wollten einfach einen Tag länger buchen, als das Terminal es erlaubte und nach kurzer manueller Intervention konnte ich den schicken Nissan Rogue aus der Tiefgarage zum Gratis Parkplatz des Oyo bringen. Perfekt.
Den vorerst letzten lazy Vegas day begannen wir dann mit einem kräftigen amerikanischen Frühstück im hauseigenen Diner, danach erkundeten wir die sehr ansprechende Poolanlage. Dieses Hotel ist wirklich der perfekte Ort gewesen, um den ganzen Stress der Vorwochen abzuschütteln, ein großartiger Einstieg in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Viel entspannter als lange zuvor spazierten wir zu einem vorher schon entdeckten Restaurant mit koreanischem Barbecue - etwas, was wir uns auf keinen Fall entgehen lassen wollten und was uns absolut positiv überrascht hat. Riesige Mengen und absolut fairer Preis.
Im weiteren Verlauf des Tages galt es, noch ein wenig zu spielen, die Beine hoch zu legen und sich dann nach und nach auf das Highlight des Kurzaufenthalts in Vegas vorzubereiten: Das iheartradio Music Festival, für das wir spontan zwei Tickets ergattern konnten. Dazu gibt es aber schon einen eigenen Artikel, den ihr hier findet. Ob Alicia Keys, Miley Cyrus, Def Leppard oder Marshmello - die Show hatte zwar Längen, war in Summe aber sehr beeindruckend. Genauso wie die T-Mobile Arena an sich. Daran könnte man sich gewöhnen.
Nach einer Nacht voller Verarbeitung dieser vielen, vielen Eindrücke stand dann endlich der Roadtrip an. Endlich los ohne Bus, Gepäck im Kofferraum, statt auf dem Rücken, gut ausgebaute Straßen, statt Schlaglochparadiese. Auf in Richtung Death Valley, hinein in ein Westküstenabenteuer voller Nationalparks, Strände und faszinierender Städte. Ich liebe die USA.
Keep on rockin´
Ree
(c) Daniel Schröer
Mitglied im Deutschen
Fachjournalisten Verband